Es ist schon ein paar Tage her, genauer gesagt am 10. Oktober. Da traf sich ein munteres Grüppchen auf den provisorischen Corona-Außengastroflächen des Lehen. Zweck des Treffens zwischen Mittags- und Abendregen: Wir wollten, dass sich Diejenigen einmal kennenlernen, die sich aktiv für Klein List und ein grüneres Lehenviertel interessieren und an der Umsetzung „von unten“ mit Ideen und Erfahrungen mitwirken wollen.

Das Treffen war nicht als konkrete Projektbesprechung geplant, sondern eher als offener Austausch und Auftakt für weitere Aktivitäten. Dass ich das heute schreibe, ist etwas sonderbar. Gerade saßen in Berlin und den Landeshauptstädten Frau Merkel und die Länderchef:innen beisammen in der Videokonferenz und beschlossen den Lockdown für die nächsten 4 Wochen – zumindest was Treffen im privaten Umfeld angeht. Unsere weiteren Treffen werden also zunächst einmal eher virtuell stattfinden. Nicht schön, aber andererseits: Das kennen viele ja schon aus dem Frühjahr.

Zurück zum Treffen. Im Kreis saßen mit Abstand und Maske 13 Personen aus insgesamt 10 Haushalten. Jede:r berichtete zunächst einmal, was ihn zu unserem Viertel und seiner Park-, Verkehrs- und Fußgänger-Situation auffällt und was er oder sie sich wünscht. Hier eine kleine Sammlung:

  • Die Nachbarschaftsbänkle sollen zurück– auch und vor allem als Ausruh-Stationen für Ältere und Menschen mit Handicap
  • Einen Sichereren und ruhigeren Verkehr, weniger Durchgangsverkehr
  • Straßenbäume an den Kreuzungen und zwischendrin, um die „Blechlawine“ der geparkten Autos am Straßenrand ein bisschen zu unterbrechen
  • Hohe Rankpflanzen in Großen Pflanzkübeln als Alternativen zu Straßenbäumen
  • Mehr Grün und Schatten im Sommer
  • Plätzchen vor den Geschäften, wo man auch mit Abstand (an)stehen und schwätzen kann
  • Außengastroflächen im Straßenraum bewahren (Lehen, Tübinger Straße) und ausbauen (z.B. Kantinchen, Café List, neuer Bäcker Frank, Cafe Lang)
  • Parklets mit Bänken und Pflanzen, auch ohne Konsumzwang
  • Sicherere Gehwege, indem das Eckenparken baulich unterbunden wird, z.B durch Gehwegnasen
  • Ausbuchtungen der Gehwege, z.B. vor dem Kindergarten, damit Elterntaxi-Lastenräder sicher halten und Kinder aus- / einsteigen können, ohne den Gehweg zu blockieren
  • Mehr Alternativen zum eigenen Auto – z.B. durch noch attraktiveres Carsharing

Da sind wir bereits bei einem Punkt, den viele in der Runde gemeinsam haben: Von den zehn Haushalten im Kreis besitzen drei ein eigenes Auto. Zwei davon benötigen es für die tägliche Arbeitsstrecke, eine Familie teilt sich den PKW mit den in der Nachbarschaft wohnenden Eltern. Alle übrigen Teilnehmer:innen haben das eigene Auto abgeschafft – teils erst vor wenigen Monaten, teils vor 25 Jahren. Die motorisierte, individuelle Alternative aller Beteiligten heißt Carsharing. Dazu kommen Lastenräder (3), Motorrad (1), Fahrräder und Pedelecs (viele) sowie natürlich Bus, Bahn und zu Fuß gehen.

Unsere Idee, die Wirkung von Carsharing für weniger Privat-PKW und meh Platz im öffentlichen (Park-)Raum sichtbar zu machen, hat sich damit für uns hier vor Ort ganz klar konkretisiert. Die beiden neuen Carsharing-Stellplätze in der Liststraße sind dafür eine prima Möglichkeit, denn nach allen Erfahrungen der Beteiligten bringen einfach verfügbare Stadtmobile & Co. neue Menschen dazu, ihr eigenes Auto in Frage zu stellen – sofern sie es nicht jeden Tag zwingend brauchen.

Doch für uns sind die geteilten Auto nur ein Mittel zum Zweck. Wir wollen in erster Linie ein grüneres Viertel mit viel mehr Platz für Menschen – und etwas weniger geparktem Blech.

Mit Diskussionen und Austausch ging die Zeit wie im Flug vorbei. Als der nächste Nachmittagsregen anstand, verabschiedeten und verabredeten wir uns zu einem weiteren Treffen Anfang November. Das wird nun ziemlich sicher virtuell stattfinden. Wir werden berichten und hier einladen.

Zwei Fragen zum Abschluss:

  • Wer aus dem Lehenviertel und Nachbarschaft hat sein Auto in den letzten Jahren abgeschafft und durch Carsharing, Fahrrad, Lastenrad etc. ersetzt?
  • Wer ist am Überlegen und sucht Erfahrungen und Austausch zum Leben im Viertel ohne eigenes Autos?

Meldet Euch, mit Erfahrungen, Fragen und Ideen, entweder über unsere kleine Umfrage oder per Mail an mitmachen@lehenideen.de

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