In der Sitzung des Bezirksbeirats Stuttgart-Süd im Mai 2021 stellte der Fußverkehrsplaner des Stadtplanungsamtes in einer Art Werkstattbericht vor, wie man sich eine Begrünung und Verkehrsberuhigung vorstellen kann. Hier eine kleine Zusammenfassung.

Zunächst einmal ging es in der letzten Sitzung um die Verteilung der Haushaltsmittel für die Stadtentwicklungspauschale (STEP) im Haushalt 2022/23. STEP ist das Kürzel für Mittel, die jedem Innenstadtbezirk relativ frei zur Verfügung stehen, um Orte im Bezirk im Interesse der Bewohner:innen aufzuhübschen, zu begrünen, für Fußgänger zu optimieren oder anderweitig lebenswerter zu entwickeln. Im Rahmen des STEP-Programms wird zum Beispiel der Spielplatz- und Bolzplatz-Bereich zwischen oberen Immenhofer- und der Rebmannstraße demnächst neu gestaltet.

Die STEP-Mittel für den Bezirk Süd 2022/23 sollen mehrere Bereich verbessern – zum Beispiel den Straßenraum vor dem Eingang zum Fangelsbach-Friedhof zur Cottastraße.

STEP Projekt Cottastraße
Der Straßenraum vor em Eingang zum Fangelsbachfriedhof an der Cottastraße wird mit STEP-Mitteln aufgewertet (Pläne: Stadtplanungsamt)

Oder den ziemlich heruntergekommenen Spielplatz hinten an der Heslacher Wand. Beide Projekte wurden bereits geplant, für die nächsten zwei Jahre ist die Umsetzung vorgesehen.

STEP Heslacher Wand

Weitere STEP-Mittel kommen 2022/23 für Planungen zum Einsatz. Dabei geht es einerseits um die Kreuzung Tübinger-/Silberburgstraße. Das ist im aktuellen Süd-Blättle unter dem Stichwort „Dinkelacker-Platz“ ausführlich beschrieben.

STEP-Mittel fürs Lehenviertel

Und jetzt kommt das Lehenviertel an die Reihe: Der Bezirksbeirat hat auch Planungsmittel beschlossen, um einen fußverkehrsfreundlichen Ausbau der Kreuzungen entlang der Liststraße anzugehen. Das bedeutet, dass an den Kreuzungen Römer-/Liststraße und Strohberg/Liststraße Gehwegnasen und Poller oder ähnliches Fußgänger:innen das Überqueren der Straßen vereinfachen soll – und dabei Eckenparken verhindert wird. Wie das aussehen könnte, zeigte die Verwaltung anhand der folgenden Skizze. Insgesamt entsteht so mehr Platz, vielleicht auch für den einen oder anderne Stehtisch vor dem Kiosk, beim Metzger oder neben der neuen Bäckerei. Auch ein paar Fahrradbügel sind im Plan angedeutet.

Kreuzungsbereiche Lehenviertel Liststraße
So könnten die Ecken in der Liststraße künftig aussehen. (Grafik: Stadtplanungsamt)

Werkstattbericht zum Verkehrsversuch Klein List

Parallel dazu nahm das Stadtplanungsamt die neuen Entwürfe zu einem provisorischen Verkehrsversuch Klein List vom Architekten Heinz Lermann sowie etwas Input unserer Initiative auf und machte sich im Austausch zwischen den Ämtern für Stadtplanung, Verkehr und Ordnung sowie dem Bezirksamt Süd Gedanken darüber, wie der Verkehr im zentralen Lehenviertel beruhigt und der Raum z.B. mit Pflanzenkübeln und z.B. Sitzgelegenheiten freundlicher gestaltet werden kann. Das Ergebnis trug ein Stadtplaner aus der Abteilung für die Fußverkehrsplanung als „Werkstattbericht“ vor – also erste Ideen, für die man im Bezirksbeirat ein Stimmungsbild erfragte.

Et Voilà, der erste Schritt einer Gestaltung, der aber im Vortrag von Herrn Märker eher als Illustration seiner Gedankenschritte diente:

Folge den Linien: Eine erste Skizze (Grafiken: Stadtplanungsamt)

Im zweiten Schritt, den der Stadtplaner vorstellte, könnte der zentrale Bereich von Klein List im Rahmen eines provisorischen Verkehrsversuchs nicht komplett ohne Parkplätze gestaltet, sondern zwischen Römerstraße und Strohberg insgesamt aufgelockert werden.

Die Linien im Plan, das räumte der Planer in der Sitzung ein, seien in der Straßenverkehrsbehörde nicht auf Gegenliebe gestoßen – zu irritierend für den Verkehr. Den Raum mehr für Menschen außerhalb des Autos zu gestalten, können sich die Planer aber durchaus vorstellen. In diesem Zweiten Schritt schaute Herr Märker etwas genauer in die Struktur des Straßenzugs.

Planung Verkehrsversuch Klein List
Die ersten Pläne, wie man sich die Gestaltung in der Liststraße im Stadtplanungsamt vorstellen kann. (Grafik / Folie: Stadtplanungsamt)

Eine Verkehrsberuhigung stellt er sich so vor, dass statt Längsparkern künftig quer angeordnete Parkplätze abwechselnd links und rechts an der Straße eingerichtet werden. Dies solle den Verkehrsfluss verlangsamen und möglicherweise weniger Durchgangsverkehr durch die Liststraße locken. An den Übergängen sollen Planztröge mit Bäumen oder Büschen Grün und Schattenspender ins Straßenbild bringen – ob mit Sitzgelegenheiten, ist bisher nicht zu erkennen. Auch Aufenthaltszonen mit oder ohne erweiterter Außengastro sind vorgesehen.

Wie kann’s weiter gehen?

Die folgenden Stichpunkte schlossen die Präsentation ab: Nächste Schritte, Klärungsbedarf, 2. Idee:

  • Meinungsbild BB Süd
  • Parkplatzreduzierung prüfen
  • Verkehrsrechtliche Fragestellungen klären, Verkehrsbehörde
  • Bauliche Umsetzbarkeit prüfen, Tiefbauamt
  • Pflanzkübel organisieren, Gartenamt
  • Bürgerbeteiligung durchführen, wie?

Kompensation der Parkplatzreduzierung, Möglichkeiten

  • Carsharing – Stadtmobil z.B. meldet Bedarf im Bereich Lehenviertel
  • Bereitschaft, in der Erprobungsphase Fahrzeuge aufzustellen
  • Studien zeigen, dass Carsharing den privaten Pkw-Bestand reduziert
  • Nutzung der REWE-Tiefgaragen mit möglichem Nachttarif, Gespräch suchen

Die Resonanz im Rat…

…war überwiegend positiv. Nachdem ich als Autor und grüner Bezirksbeirat nicht neutral bin, will ich hier nicht auf einzelne politische Kräfte eingehen, sondern nur einige der Stichpunkte der Diskussion wiedergeben

  • Es ging natürlich um die Frage nach Parkplätzen, so kam die Aussage auf, dass im Umfeld 300 Parkplätze fehlten, ohne dafür eine Quelle zu nennen.
  • Andererseits (das sagte ich selbst), konnten wir ja zeigen, dass in den letzten Jahren allein durch Alternativen wie Carsharing oder Lastenrad-Förderung über 200 Autos im Viertel eingespart wurden.
  • Zustimmend wurde erwähnt, dass es ja Beschlüsse der Stadt Stuttgart gibt, den PKW-Verkehr im Rahmen der Verkehrswende und des Klimaschutz-Programms in den nächsten Jahren in der Innenstadt wo irgend möglich deutlich zu reduzieren und mehr Grün und mehr öffentlichen Raum in die Stadt zu bringen.
  • Das Fußverkehrskonzept der Stadt Stuttgart wurde erwähnt, das vor Jahren verabschiedet wurde und z.B. mindestens alle 100 Meter entlang von Fußverkehrsrouten Sitzgelegenheiten und daneben auch mehr Aufenthaltsflächen und fußgängerfreundliche Kreuzungsgestaltungen fordert.
  • Aus einer Fraktion war sinngemäß zu hören, dass die Ideen und Pläne ja ganz interessant seien, aber nicht umbedingt oben auf die Agenda gehören – denn der „Prenzlauer Berg“ des Stuttgarter Südens sei ja schon schön.
  • Ein Bezirksbeirat sagte schließlich, dass sich die Welt und auch die Mobilität tatsächlich ändere. Und dass man eben nur herausfinden können wie man dies sinnvoll begleitet und gestaltet, indem man es ausprobiert. Und indem man mit den Leuten vor Ort spricht.

Diese Aussage nahm der Stadtplaner am Ende als eine Art mehrheitlich positives Stimmungsbild mit – eine zahlenmäßige Abstimmung zu dem Thema fand nicht statt.

Wie geht’s weiter – z.B. durchs Viertel spazieren?

Mit diesem Stimmungsbild liegt der Ball im Grunde im Feld der Verwaltung. Und natürlich bei uns im Viertel. Die Berichterstattung nach der Sitzung im Viertel brachte auch uns einige interessante Rückmeldungen – positiv wie kritisch, was ich persönlich in beide Richtungen sehr begrüße.

Das Stadtplanungsamt möchte sich gern weiter mit dem Projekt beschäftigen und mit dem Viertel ins Gespräch kommen. Das sollte es auch tun, und wir unterstützen dabei gern. Wer sich aber auch direkt austauschen und äußern möchte der oder die kann dies auch hier tun – z.B. als Kommentar unter dem Beitrag oder über das Feedback- und Michtmach-Formular. Wir laden unseren Verteiler in den nächsten Tagen wieder einmal zu einem Treffen ein – nach G-G-G-Coronaregeln und draußen. Wer dabei sein möchte, bitte ebenfalls via Feedback-Formular oder auch per Mail mitteilen.