Manchmal kann man sich schon die Haare raufen. Jetzt genehmigt die Stadt Stuttgart also auch für 2021 die Corona-bedingte Erweiterung der Außenbewirtung auf Parkplätzen. Das finde ich echt super, denn die Gastronom:innen brauchen dringen eine Aussicht auf Geschäft im Frühjahr und Sommer. Für uns Gäste ist das auch eine schöne Aussicht, denn man freut sich ja schon darauf, im aufkommenden Frühjahr mal wieder mit Freunden und Abstand ein gepflegtes Bierchen draußen zu nehmen.

Unsere Traditionskneipe Das Lehen hat die Corona-Außengastro im letzten Jahr großartig umgesetzt und will auch ab der Wiederöffnung – vielleicht im März, wer weiß? – wieder draußen bewirten. Da gibts dann wieder in lockerer Bestuhlung die besten Maultaschen, Kässpätzle, Bratkartoffeln – whatever.

Aber jetzt wurde die erweiterte Außengastrofläche erstmal abgeräumt – und darf auch so nicht mehr kommen. Dabei hatte es die Wirtin besonders gut gemeint und mit einer provisorischen Holzkonstruktion die abschüssige Straße eingeebnet, so dass man bei ihr sicher und komfortabel sitzen konnte. Mit wirklich großzügigem Abstand. Dazu gab es ein Bänkle direkt an der Kreuzung, auf dem man fast täglich beobachten konnte, wie ältere Mitbürger:innen auf dem Weg bergan ein Päuschen einlegten.

Bänkle Lehen
Schade drum – wieder ein Ruhebänkle, das Vielen fehlen wird. (Foto: R. Otter)

Karin Beck hatte auch eine leichte Holzreling bzw. Balustrade zur Straße hin angebracht, so dass Kinder nicht vom Stuhl auf die Straße purzeln und Babys nicht versehentlich in den Verkehr krabbeln konnten. Außen und an den Stufen der Niveausgleichs-Flächen war das Konstrukt natürlich mit Reflektor-Folien zur Markierung der Fläche versehen. Das ging den letzten Sommer über alles prima.

Jetzt kam ein Schreiben von der Stadt, laut dem die Wirtin – unter Androhung von Zwangsgeld – die Konstruktion schnellstmöglich abbauen musste. Was sie heute tat. Grund: Die Konstruktion sei zu massiv, an einem Stück und würde die Gäste gefährden, z.B. wenn da ein Auto rein fährt. Erlaubt sind nur Tische, Stühle und Sonnenschirme auf dem nackten Asphalt plus z.B. Blumenkübel als Absperrung zur Straße hin. Aber die Blumenkübel müssen natürlich auch gesichert werden. Und mit Reflektoren versehen. Und niemand weiß was passiert, wenn da dann ein Auto reinballert.

Ich bin mir sicher, dass hier alles rein rechtlich korrekt abgelaufen ist. Ich kenne auch die Genehmigung, in der steht, dass keine Podeste und andere massiven Aufbauten auf den Corona-ZusatzGastroflächen erlaubt sind. Aber ein Niveauausgleich ist für mich kein Podest, sondern eine sinnvolle Sicherung der Gäste-Sitzplätze. Und es gibt in unserer Stadt gerade bei der Nutzung des öffentlichen Raumes jede Menge glasklarer Vorschriften, deren Übertretung mit öffentlicher Ansage folgenlos geduldet wird. Roller und Mopeds auf Gehwegen, deren Halter trotz Beschwerden von Anwohnern nicht verwarnt werden, sind nur das platteste und bekannteste Beispiel. Eckenparker müssen auch nicht befürchten, dass ihre Autos über Nacht abgeschleppt werden .

Die gute Nachricht: Das Lehen wird ab der Wiederöffnung wieder draußen bewirten – auch auf den Parkplätzen. Bis dahin stehen die drei Parkbuchten wieder den Anwohnerparkern zur Verfügung, was diese sicher freut.

Es dürfte aber vielen Anwohner:innen gefallen, wenn sie auch dauerhaft mehr Platz – und auf Zeit auch mehr Abstand – in der Außenbewirtungsfläche des Lehen vorfinden. Vergleichbare Orte kennen wir ja, zum Beispiel in der Tübinger Straße, wo z.B. die Sattlerei und das Dinkel Acker Restaurant in den letzten Jahren auch mehr Platz bekommen haben, ohne dass der Nachbarschafts-(Park)verkehr zusammen gebrochen ist. Dann wird es natürlich eine echt Konstruktion geben, mit einer aufgeplasterten Sitzfläche, Pollern oder einer Reling zur Straße hin. Und vielleicht sogar mit einem Niveauausgleich, damit man sicher und eben sitzt.