Zufällig bin ich über das unten verlinkte Video-Interview der Organisation Agora Verkehrswende mit Dr. Andreas Dillinger gestoßen und fand es spontan ganz spannend. Dr. Dillinger erzählt darin über die Erfahrungen mit sogenannten Begegnungszonen in Wien. Der Begriff der „Begegnungszone“ ist in Deutschland wenig bekannt, man spricht hier eher von verkehrsberuhigten Bereichen oder „Mixed Zone“. Und das kennen wir aus unserer Tübinger Straße zwischen Gerber und Eberhardstraße. Im Beitragsbild oben seht Ihr den Screenshot der Webseite einer solchen Begegnungszone in Wien, der „Neubaugasse“

Dr. Dillinger ist der Leiter der Abteilung Verkehr bei der Wirtschaftskammer Wien, also ein Vertreter von Handel, Handwerk und Dienstleistung in der Österreichischen Hauptstadt. Deshalb fand ich seine Meinung zu Projekten interessant, bei denen der Straßenraum für eine bessere Aufenthaltsqualität für Fußgänger:innen umgewidmet wird – und dabei stets auch mehr oder weniger viele Parkplätze im Straßenraum wegfallen.

Das Fazit aus allen Projekten, die in Wien seit 2015 durchgeführt wurden: Die Qualität, Frequenz und Beliebtheit der so umgestalteten Bereiche hat gewonnen. Der Handel profitiert von der höheren Besucherfrequenz, die Anwohner:innen von weniger KfZ-Verkehr und mehr Platz, um sich auf der Straße zu treffen, zu sitzen, zu quatschen und zu spielen.

Allerdings sagt auch der Wiener Wirtschafts- und Verkehrsexperte, dass der Wegfall von Parkplätzen ein „gordischer Knoten“ sei, den es zusammen mit allen Betroffenen zu lösen gilt. Doch er sieht vor allem die Chance, dass für den Wegfall einiger weniger Parkplätze auf der einen Seite andererseits alle Beteiligten – Anwohner:innen, Handel, Besucher:innen des Viertels – einen hochwertigen öffentlichen Raum bekommen, der von viel mehr Menschen genutzt wird als zuvor die Parkplatzflächen.

Was wir im Lehenviertel und mit Klein List daraus machen, haben wir auch ein Stückweit selbst in der Hand. Ich denke ja, dass es wichtig ist, auch Alternativen zum eigenen Auto mit unsicherem Parkplatz in der Straße zu fördern. Also Fahrradparken, Carsharing, noch besseren öffentlichen Nahverkehr und so weiter. Gut finde ich auch den Plan, eine Begegnungszone – oder einen verkehrsberuhigten Bereich – zunächst einmal für 2-3 Jahre zu erproben, bevor die ganze Straße aufgerissen und bepflanzt wird. So ähnlich, wie wir im letzten Sommer am Lehen und anderswo provisorische Außengastroflächen bekommen haben, die uns den Corona-Sommer viel angenehmer gestaltet haben.

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